Neuer Blog, neues Glück. Treue Twitter-Follower erinnern sich vielleicht noch an meine Twitter-Live-Reviews – Song-by-Song-Rezensionen zum ersten Durchlauf von neuen Platten, die den Weg auf meinen Tisch gefunden haben. Diese Tradition setze ich unter dem Oberbegriff „Vorchecking“ fort mit „Any Man In America von Blue October (VÖ: 26.08.2011), auf dem Frontman Justin Furstenfeld die Scheidung von seiner Frau und den Sorgerechtsstreit um seine Tochter thematisiert. Entsprechend getragen und melancholisch fällt das Album auch aus, Rap-Elemente und Fluch-Attacken inklusive.

01 Everything (A.M. Limbo)
Man hört Schritte, dann eine Durchsage an einem Flughafen nebst zarten Keys – kurzweiliges Intro, das direkt in den folgenden Track führt.

02 The Feel Again (Stay)
Semi-balladesker Beginn mit Piano und weit entfernt wirkenden Vocals. Justin Furstenfelds Gesang setzt ein, schwebt über dem Coldplay-esken Arrangement. Einsetzende Drums und Kopfstimme geben der Nummer den nötigen Drive, während der Refrain durch fragil arrangierte Gitarren sympathisch verletztlich wirkt. Intensive, semi-balladeske Tour de Force, überaus bewegend zum Ende hin – sechs kraftvolle Minuten.

03 The Money Tree
Geflüster? Drum-Computer? Geloopte Electrosounds? Klingt komisch, ist aber so. Was in den Strophen an einen Fall Out Boy-Remix erinnert, nimmt im Refrain ein wenig an Fahrt auf, auch wenn dieser im Vergleich zum Rest viel zu kurz ausfällt. Übelstes Gerappe, das von den einsetzenden, druckvollen Drums halbwegs unterbunden wird. Folkige Note in der zweiten Hälfte, erinnert entfernt an Arcade Fire. Das explosive Finale entschädigt für den absolut grauenvollen Beginn.

04 For The Love
Rollt sehr langsam an – aggressive Vocals treffen auf simple Drumsounds, Cello und Keyboard. Nachdenklich und melancholisch gehalten, eine Art Ode an Kunst und Musik. Erneut von dezenter, ausnahmsweise aber geschmackvoll eingesetzter Elektronik durchzogen, außerdem taucht das böse F-Wort auf. Pulling on the heartstrings of an artist. Nach ca. dreieinhalb Minuten wähnt man sich am Ende, wird aber von einem Saxophon-Solo am falschen Fuß erwischt. Sympathische Angelegenheit.

05 Drama Everything
Nanu? Erneuter Drumloop, dazu ein wenig Pitching auf den ersten Vocal-Sekunden. Erinnert anfangs an OneRepublic, entpuppt sich aber schnell als moderater MOR-Track, entspannt rockend, definitiv radiofreundlich. Nimmt zum Ende hin noch ein wenig Schwung auf, ist aber kaum mehr als ein klassisch unauffälliger Albumtrack.

06 The Chills
Fette Gitarren-Breitseite! Endlich! „The Chills“ beginnt stürmisch und leidenschaftlich, wird für die Strophe eine Spur ruhiger, signalisiert aber eine gewisse Aufbruchsstimmung. Im Refrain brechen alle Dämme, Blue October heben endlich so richtig ab. Stark von der ersten bis zur letzten Sekunde, ein potentieller Live-Hit.

07 The Flight (Lincoln To Minneapolis)
Eine Minute lang Vocal-Samples, dann erneut eine Art Gerappe (!?) zu düsteren Klängen. Ist das ihr „Gangsta’s Paradise“? Im Refrain geht etwas mehr, aber die angedrohten Rap-Elemente werden in diesem Track stark ausgelebt. Dagegen spricht auch nichts, der Track ist schlicht und ergreifend langweilig, so persönlich er auch sein mag. 6:45 sehr lange Minuten.

08 Any Man In America
Ein weiterer persönlicher Rap-Track mit Unterstützung von Ray C, jedoch deutlich besser als sein Vorgänger – relativ minimalistisch und nachdenklich gehalten. Der Refrain ragt heraus, auch wenn die Rhythmusabteilung viel zu euphorisch für diesen Song wirkt. Nett, interessant arrangiert, aber mit einer Schimpfwort-Tirade alleine macht man das Kraut auch nicht fett.

09 You Waited Too Long
GITARREN! ENDLICH WIEDER GITARREN! Viel wichtiger: Endlich wieder ein stärkerer Song. Auch hier bleibt die nachdenkliche Note unterhalten, die Riffs werden stark zurückgefahren und von einem Kopfstimmenchor im Refrain verdrängt. Das klingt zunächst ein wenig seltsam, hat aber einen gewissen Reiz. Die Muse-Breitseiten im Abgang machen Laune, ebenso die dezent arabesken Einflüsse. Bunt durchgewischt, schräg zusammengestückelt und doch reizvoll.

10 The Honesty
Die ersten Noten erinnern an „Grenade“ von Bruno Mars – glücklichweise nur für wenige Sekunden, denn die Drums treiben die etwas zu braven Strophen ordentlich voran. Gitarren setzen ein, The Fray werden kräftigst zitiert und schon ist wieder alles gut. Adult-Pop, wenn man so will, in der instrumentalen Middle-8 richtig stark.

11 The Getting Over It Part
Mit Flucherei scheinen sich Blue October vertraut gemacht zu haben – auch in diesem semi-balladesken Track hagelt es ordentlich „Shit“ und, nun ja, andere Begriffe. Der Song an sich ist ein okayer Albumtrack, rund um String-Samples und einen Hauch Folk aufgebaut. Nette Ansätze, insgesamt aber eher Füllmaterial.

12 The Worry List
„It’s just the power of breaking up“ – Piano-Ballade, anybody? Furstenfeld flüchtet sich gen Religion und leere Floskeln, fühlt sich erneut in OneRepublic-Gefilden wohl. Immerhin ohne Elektronik, aber auch ohne große Spannung. Man merkt doch, dass es langsam aber sicher dem Ende des Album zugeht – ein weiterer okayer Song, dem aber der gewisse Drive fehlt. Der kommt nach der Drei-Minuten-Marke mit energischeren Vocals und anständigen Harmonien, die den Track vor der Anonymität retten.

13 The Follow Through
Versöhnliches Finale: Man schöpft – auf thematischer Ebene – wieder Hoffnung, lässt sich zu euphorischen Tönen und Cure-Gitarren (!) hinreißen, öffnet sich der Sonne und reckt die Arme dem Himmel entgegen. Dahinter steckt sympathischer, lebensbejahender Pop/Rock mit einem überaus sympathischen Beitrag von Patricia Lynn Drew, deren kräftige Stimme den Song aufwertet. Starker Abschluss.

Fazit:
„Any Man In America“ entpuppt sich nach dem ersten Durchlauf als schwieriges Album. Justin Furstenfeld arbeitet sich hörbar aus seinen persönlichen Problemen raus und schöpft neue Hoffnung – thematisch nachvollziehbar, musikalisch meist auch sinnvoll. Gegen Rap-Elemente ist auch nichts einzuwenden, aber an zahlreichen Stellen schaden sie den Songs deutlich. Gehobener Durchschnitt mit Tendenz nach oben und einem Salut an die Skip-Taste. Vorsichtige 3/5 für den Anfang.

Penn & Teller: Fool Us

Veröffentlicht: 25. Juli 2011 in Serienwahn

Penn & Teller: Fool Us

Mein Verhältnis zur Magie ist weitestgehend inexistent. Wie wohl viele andere auch hatte ich ein Kind einen Zauberkasten, jedoch weder Geduld noch Fingerfertigkeit, um auch nur die einfachsten Tricks zu realisieren. Und mal ehrlich: Der Zauberstab eignete sich wesentlich besser dazu, ihn dem jüngeren Bruder über den Kopf zu ziehen. Happy days. Ein wirkliches Interesse an der Zauberei habe ich zugegebenermaßen nicht. Bei den entsprechenden Sendungen habe ich immer weitergeschalten – Desinteresse und Spannungsarmut hatten sich zu einem netten Stelldichein getroffen. Bis mir eben jener jüngere Bruder, der sich auf wundersame Art und Weise von besagtem Zauberstab-Trauma erholt haben muss, folgenden Clip auf Youtube gezeigt hat:



Nur in Großbritannien kann ein – niederländischer – Magier in einem Drachenkostüm mit einem passend gekleideten Hund und staubtrockenen Humor Spielkarten manipulieren. Das Schlüsselwort hier ist ‚Humor‘ – das sprichwörtliche Salz in meiner (Ur-)Suppe des Lebens. Ich liebe das Britische an sich, den britischen Humor und damit auch jegliche Bosheiten zwischen tiefschwarzer Satire oder eben staubtrockenem Auftreten. Piff, der magische Drachen, scheiterte jedoch in diesem Clip aus einer Show mit dem Titel „Penn & Teller: Fool Us“. Tatsächlich habe ich die beiden Herren schon mal gesehen in einer Folge von „Hollywood Squares“ – jenem Youtube-Liebling mit einem Gilbert Gottfried auf Speed („You fool!“). Penn & Teller heißen sie – der ein oder andere könnte dies bereits aus dem Titel der TV-Show herausgelesen haben – sind seit Jahrzehnten aktiv und treten aktuell regelmäßig in Las Vegas auf.

In ihrer ITV-Show laden die beiden US-Amerikaner Magier, Illusionisten, Mentalisten und andere Wahnsinnige ein, um sich bespielen und reinlegen zu lassen. Nach jedem Trick beraten sich die beiden Herren und versuchen herauszufinden, wie die Kandidaten diese angelegt und durchgeführt haben, ohne jedoch dem Publikum zu viel zu verraten – mit beeindruckend hoher Trefferquote. Können die Teilnehmer Penn & Teller jedoch erfolgreich hinters Licht führen, ernten sie nicht nur den herrlichen Ausspruch „You fooled us!“, sondern dürfen auch im Vorprogramm der beiden in Las Vegas auftreten. Die Show – nach einem zu Jahresbeginn ausgestrahltem Piloten läuft noch bis zum kommenden Samstag die sieben Folgen umfassende erste Staffel, zwei Weihnachts-Specials sind geplant – weiß auch zu begeistern, wenn die Veteranen die Tricks entschlüsseln können, denn der Großteil der Kandidaten zeigt echtes Talent, bedient von witzig bis ernst, von salopp bis förmlich eine große Bandbreite und sorgt für zahlreiche – mir als Laie sei diese saloppe Ausdrucksweise verziehen – WTF?-Momente. Als krönendes Finale zeigen Penn & Teller am Ende jeder Show noch Tricks aus ihrem eigenen Repertoire.

Aktuell arbeite ich mich durch die gesamte Staffel und genieße zahlreiche spannende Momente, während ich nach und nach eine gewisse Faszination für die Magie entdecke, die wohl nicht nur Dorifer teilt. Auch die diversen Auftritte und DVDs von Penn & Teller sind mehr als sehenswert – beispielsweise ihre Weltreise mit faszinierenden Tricks aus China und Indien, ihre Begegnung mit John Cleese oder ihre humorvolle Aufschlüsselung des Kastenbau-Systems, das wohl jedes IKEA-Modell übertrifft. Apropos Schweden: Neben Piff sind Brynolf & Ljung für mich DIE Entdeckungen der ersten (und hoffentlich nicht letzten) Staffel „Penn & Teller: Fool Us“):

Zum Start…

Veröffentlicht: 25. Juli 2011 in Allgemeines

Ist ja toll, dieses Twitter, auch nach weit über zwei Jahren Poweruserei. Blöd nur: Zeichenbeschränkung. Ist ja Sinn der Sache, aber manchmal darf es ein wenig mehr sein. Serientipps, musikalische Highlights, Rants, Pro Wrestling, Alltagsbeobachtungen – der gar nicht so langen Rede alles andere als kurzer Unsinn: Es wird gebloggt. Über dies und jenes. Mein Beileid.